unplugged

Es geht mir schlecht. Und Lust zu schreiben hab ich auch nicht. Kotzen wär mir lieber. Galle, Magen, Herz, Leib und Seele. Das alles am Liebsten bis zum Erbrechen, bis ich nicht mehr da bin. Oder blind und taub in allen erdenklichen und vielversprechenden Facetten.
Ich hab eine Ahnung, warum ich grad so müde bin. Nicht schwer, denn es ist jedes Jahr das Gleiche in dieser Jahreszeit. Einige Dinge sind echt zuverlässig.
Sechs Jahre bist Du bald nicht mehr da und hier, bei mir. Und ich weiß immer noch nicht, ob die Zeit mit Dir oder ohne Dich beschissener ist. Manchmal bist Du wieder mein ganzes Leben und ich verzweifel, weil ich nicht Deins gewesen bin. Es hätte nichts größeres in Deinem Leben geben dürfen als mich, als Deine Liebe zu mir. Sie hat nicht mal dazu gereicht, Dich am Leben zu halten. Ich kann Dir die Entscheidung nicht zugestehen. Es würde bedeuten, Du hättest Dich gegen mich entschieden. Du bist das größte Arschloch, das ich je gesehen habe.

Ich kann alles. Ich kann Dir Entspannung bringen, Dein Herz berühren und Deine Seele streicheln. Du bist müde, ich küss Dich wach. Ich kann mich so hindrehen, dass ich verdammt gut aussehe und Dir auch sonst gefalle. Du hast es noch nicht erlebt, Dich so zu Hause zu fühlen und fallen zu lassen.
Halt Dich besser fest, denn dort, wohin Du willst, da bin ich nicht. Ich fange Dich nicht auf und lass Dich ins Leere fallen. Du hast da was verwechselt. Ich spüre keine Nähe und ich liebe Dich nicht.

Wie sollte es sein. das Leben. Ich will nichts hören von irgendwelchen gesellschaftlichen Normen oder Sachzwängen. Weder, dass mich solche beeinflussen, noch dass ich mich von ihnen frei machen sollte. Sie machen mich aus und ich mag sie. Vielleicht wie alles, was man nur so kennt, was einengt und in dessen Grenzen man sich beschämend wohl und vielleicht sogar frei fühlen kann. Was ist gut für mich. Bin ich frei ? und wie viel Freiheit kann ich ertragen ? Wie stark bin ich ? Was beweis ich mir und was mir das Leben ? Und wenn ich wieder aufstehe, macht mich das wirklich stärker ? Oder machen Narben auch ohne Zynismus abgefuckt. Wie sehr kann ich genießen und wie sehr kann ich es lernen ? Warum mache ich das Licht nicht an, wenn es Dunkel ist.

Am Wochenende war noch alles gut. Es war perfekt und begann schon am Donnerstag. Am Freitag ging ich fröhlich mit Wichse im Haar zur Arbeit. Am Samstag sah ich aus wie das Eichhörnchen. Müde und seelig. Sonntag den Kopf noch voller Drogen, die Beine zittrig und der Gesichtsausdruck dümmlich. Der Weg war das Ziel, ich wusste, das alles endet in einer Katastrophe und der Weg dorthin ist das einzig Schöne. Der Grat ist so schmal und rechts und links der Abgrund und der Blick in die Tiefe ist die Gänsehaut. Gestern dann die Enttäuschung der nicht gestellten Erwartungen und die Rache für alles, was er mir nicht angetan hat. Heute Morgen war ich wieder müde, der Kopf gedankenschwer. Mein Lächeln fehlt mir. Es war halt nicht er.

Rotzkopf